Resilienz
RESILIENZ ist:
...ein etwas sperriger Begriff, der etwa seit 1950 in der Sozial- und Entwicklungspsychologie bekannt ist, später die Positive Psychologie geprägt hat oder umgekehrt, und in den letzten Jahren immer mehr Einzug auch in populärwissenschaftliche Bereiche und Veröffentlichungen, in Lebens-Beratung, Therapie, Persönlichkeitsentwicklung, Coaching etc. gehalten hat.
Was also ist Resilienz?
Resilienz beschreibt die Fähigkeit:
nach schwersten (seelischen) Belastungen, nach Traumen, Krankheit, Trennung, Schicksalsschlägen, Enttäuschungen usw. wieder "auf die Füsse zu kommen"...
wieder Zuversicht, Lebensmut und - wille, also einen weiteren Sinn im eigenen Leben zu finden...
konstruktiv an der eigenen Zukunft zu arbeiten...
und sich psychisch erstarkt aus der "Asche der persönlichen Dramen und Niederlagen" zu erheben.
Resilienz bedeutet jedoch (nach heutigem Verständnis) NICHT (mehr):
vom Schicksal unangreifbar zu sein!
Auch der resiliente Mensch leidet, trauert, wird unter Umständen für eine gewisse Zeit aus der Bahn geworfen...
aber er überwindet diese Phase und geht gestärkt aus der negativen Erfahrung hervor.
Resilienz würdigt also nicht den Unberührbaren, den unerschütterlich, kalt- taffen Teflon-Typen!
Auch resiliente Menschen stolpern über die Fallstricke des Lebens, werden Opfer, machen Leiderfahrungen... und...
überwinden dann den Opfermodus!
Die Resilienz-Forschung:
sucht darum u.a. nach den Parametern, Formeln, Eigenschaften, Qualitäten und "Kräften", die den vom Leben und Leid Geprüften dazu befähigen, der eigenen Misere vitae dann doch mit einem "Trotzdem" zu antworten.
Victor Frankl, jüdischer Neurologe und Psychiater (Logotherapie), der selbst das KZ überlebte, schrieb im Geiste dieser Resilienz-Begrifflichkeit sein wundervolles Lebenswerk "Trotzdem Ja zum Leben sagen".
Resilienz übersetzen wir im Deutschen etwa mit deskriptiven Begriffen wie:
das Stehauf-Männchen Phänomen, die Bambus Strategie, die Phoenix-aus-der-Asche Taktik oder (etwas weniger plastisch)
als seelische Widerstandskraft oder das Psychische Immunsystem
uva.
Resilienz ist genau genommen aber kein psychologischer Begriff.
Vielmehr stammt der Name ursprünglich aus der Material- und Werkstofflehre.
Hier beschreibt Resilienz die (physikalische) Fähigkeit eines Stoffes oder Materials, nach seiner Verformung durch Belastung und physische Beanspruchung wieder in den Ausgangszustand, etwa in die ursprüngliche Form zurück zu kehren.
Und damit...
haben wir schon "den Salat"!
Denn:
hier unterscheidet sich das Verständnis der werkstofflichen von der psychischen Begriffs-(Be)deutung.
Während der resiliente Werkstoff in den Ausgangszustand zurückkehrt,
geht der resiliente Mensch nach seiner körperlichen/seelischen Belastungsprobe um Erfahrungen reicher daraus hervor.
Er weiss nun, dass er Krisen überwinden kann!
Dies wiederum nützt ihm in/bei zukünftigen Schicksalsschlägen und macht ihn noch resilienter.
Die Resilienz der Werkstoffe zeigt damit bestenfalls einen linearen Verlauf.
Die Resilienz des Menschen hingegen ist im Kern der Definition eine sich selbst exponentiell verstärkende Kraft.
Darum gilt die Paarung aus
Resilienz und Mut
auch als die "Power Rangers" für unseren Selbstwert!
Quelle: Jeanette Mensing, Pirmasens